Effiziente Korallenzucht im Meerwasser Aquarium

Korallen könnten mit ihrer Vielfalt der Farben und Formen auch für Pflanzen gehalten werden, da sie häufig am steinigen Meeresboden festgewachsen sind. Deshalb werden die sessilen, koloniebildenden Nesseltiere auch als Blumentiere bezeichnet. Die Korallenstöcke sind eine verzweigte Ansammlung von einzelnen Tieren, wobei diese niedere Tierform nicht alle Kriterien erfüllt, welche sie von den Pflanzen unterscheidet, wie teilweise deren Beweglichkeit. Die Artenvielfalt der Korallen ist mit ungefähr 6000 verschiedenen Arten äußerst groß und die unterschiedlichen Gruppen sind nicht näher miteinander verwandt.

Die Gruppe der Steinkorallen spielt bei der Entstehung eines natürlichen Korallenriffes die entscheidendste Rolle, da sie durch Einlagerungen von Kalk Skelette ausbilden. An den Zweigspitzen der einzelnen Äste befinden sich bunte Polypen. Indem das abgestorbene Material von lebendigem Gewebe überwuchert wird, entwickelt sich über die Zeit hinweg ein Korallenriff. Über die Wasserströmung filtern die Korallen Nährstoffe und Spurenelemente aus dem Meerwasser. Jedoch beziehen besonders die Korallen, welche nahe der Wasseroberfläche angesiedelt sind, ihre Nährstoffe über die Photosynthese der Zooxanthellen, die in den Polypenzellen der Korallen eingelagert sind. Somit leben die Korallen in Symbiose mit den Zooxanthellen, welche in den Nährstoffhaushalt der Korallen fest integriert sind und die intensiven, sowie teilweise auch fluoreszierenden Farben im Gewebe der Koralle hervorrufen. In der Meerwasseraquaristik ist der Korallenbesatz ausschlaggebend für die Gesamtoptik des Aquariums. Hier werden häufig Weichkorallen, Gorgonien und Anemonen bevorzugt, wobei mit der modernen und effizienten LED Beleuchtung inzwischen auch die Haltung von Steinkorallen erleichtert wird.

Steinkorallen
Steinkorallen sind wirbellose Nesseltiere, die dem Meerwasser Calcium entziehen, um täglich mehrere Gramm Kalk herzustellen und Kalkskelette auszubilden. Hierdurch entstehen die Korallenriffe. Zwar sind die Salzwasserbewohner mit ihren Polypen dazu in der Lage Plankton aus dem Meerwasser zu fangen, allerdings ernähren sie sich hauptsächlich von dem Licht, welches die Zooxanthellen umwandeln. Es gibt zahlreiche Arten von Steinkorallen, wobei diese meist Stöcke ausbilden und festwachsend sind. Das Kalkskelett ist mit einer Schicht lebenden Materials überzogen. Dadurch, dass die Polypen durchgängig Kalk absondern und immer größere Stöcke entstehen, kann sich das lebendige Material immer weiter ausbreiten.

Mit unserer Aquariumbeleuchtung, die aus verschiedenfarbigen 1W High Power LEDs zusammengestellt wird und auf die Bedürfnisse der Korallen im Spektrum ideal ausgerichtet ist, stellt die Haltung der besonders lichtbedürftigen Korallen inzwischen kein Problem mehr dar. Für einen hohen SPS-Besatz reichen in der Regel 0,4W pro Liter aus, so dass der SPS-Zucht nichts mehr im Wege stehen sollte. Auch die Vermehrung über die Bildung von Korallenablegern ist relativ einfach, da diese lediglich vom Mutterstock fragmentiert werden müssen. Der abgebrochene Ableger der Mutterkoralle wird auf ein Stück Lebendgestein, am einfachsten mit Sekdungenkleber, geklebt und wächst unter guten Bedingungen, mit viel Licht und einer starken Strömung, zu einer neuen Koralle heran. Unterschieden werden die diversen Arten der Steinkorallen, neben der Form des Kalkskeletts, unter anderem durch die Größe ihrer Polypen. Dennoch ist es auf Grund der vielfältigen SPS-Erscheinungsformen oft nicht leicht eine Abgrenzung vorzunehmen.

Die Differenzierung der beiden Steinkorallen-Klassen ist zum Glück meist einfach, da man schon auf den ersten Blick anhand der beweglichen Gewebemenge im Relation zum Kalkskelett erkennen kann, ob es sich um eine LPS oder SPS handelt. Hierbei zählen diejenigen mit kleinen Polypen und massiveren Kalkskelett zu den SPS- Korallen (Small Polyp Scleractinians) und diejenigen, welche über größere Polypen und damit über mehr weiches Gewebe verfügen zu den LPS- Korallen (Large Polyp Scleractinians).

Die Haltungsanforderungen der einzelnen Korallen unterscheiden sich je nach Art, manche sind anspruchsvoller und empfindlicher als andere. Generell ist jedoch die Pflege der kleinpolypigen Steinkorallen um einiges aufwändiger, da diese höhere Ansprüche an die Wasserqualität und die technische Ausrüstung aufweisen, als die meisten großpolypigen Steinkorallen / LPS und andere Korallen. Auch die Wassertemperatur muss an die Ursprungsbedingungen der Riffbewohner angepasst werden (23-26°C). Besonders die Gattung der Acropora sind äußerst anspruchsvoll, allerdings ist dieser Aufwand auch lohnenswert, um den Anblick dieser intensiven Farbenpracht im eigenen Aquarium bewundern zu können.

SPS-Acropora-Lila-Pink-460pix

Foto: SPS Acropora – Originalbild von MaxLumen

Weichkorallen
Im Gegensatz zu Steinkorallen sind Weichkorallen um einiges pflegeleichter, da sie nicht nur generell widerstandsfähiger sind, sondern auch geringere Ansprüche an ihre Umgebung, auch im Bezug auf die Beleuchtung, stellen. Die „achtstrahligen Blumentiere“ sind auf der gesamten Welt in sämtlichen Meeren vorzufinden, wobei die meisten Arten tropisches Flachwasser bevorzugen. Jedoch sind auch in der Tiefsee noch einige Arten anzutreffen. Zwar gibt es auch bei den Weichkorallen zahlreiche Unterklassen, bei welchen Wuchsform, Farbe sowie die Haltungsbedingungen differenzieren, jedoch eignen sich Weichkorallen grundsätzlich sehr gut für den Einstieg in die Aquaristik. Sie verfügen nicht über ein festes Kalkskelett im Inneren, stattdessen bilden deren Polypen eine Gewebeschicht (Coenenchym) als Lebensmasse, welche durch kleine Kalknadeln (Sklerite) stabilisiert wird. Den Weich- und Lederkorallen gehören alle Korallenarten an, die über eine solche Gewebemasse verfügen.

Unter ihnen gibt es Arten, welche dazu in der Lage sind sich ihr Futter aktiv zu fangen. Andere beziehen ihre Nahrung, ebenso wie die Steinkorallen, über die Zooxanthellen. Dies ist abhängig vom Ursprungsgebiet der Korallen, wobei die in einem Riff mit sonnigen Flachwasser angesiedelten Korallen besonders lichtbedürftig sind. Speziell bei der Wahl des Stellplatzes im Becken ist dies zu beachten, denn die Zooxanthellen benötigen Licht, um über Photosynthese das Licht in Nährstoffe für die Korallen umwandeln zu können. Die Wuchsform der verschiedenen Klassen von Weichkorallen kann sehr unterschiedlich sein und sich dabei baumförmig, fingerförmig, verzweigt, lappig oder krustig entwickeln. Die Einzelpolypen besitzen acht gefiederte Fangarme und der Magenraum wird durch acht längs förmige Wände (Mesenterien) in acht Kammern eingeteilt.

Viele Weichkorallen weisen zusätzlich noch zurückgebildete Schlauchpolypen (Siphonozoide) auf, die dafür zuständig sind Wasser in den Körper hinein und wieder heraus zu pumpen, wodurch sich Weichkorallen strecken und verfestigen können, wie man es häufig bei pumpenden Xenien beobachten kann.

Gorgonien
Die Gruppe der Gorgonien oder auch Hornkorallen zeichnet sich lediglich durch ihre ähnliche Wuchsform, Polypen mit acht gefiederten Tentakeln und das hornartige Skelett aus. Es sind in etwa 1200 Arten zu verzeichnen, deren Farben und Formen sehr unterschiedlich sein können. Bevorzugt siedeln sich die festsitzenden, koloniebildenden Hornkorallen in der Karibik an, wobei sie in allen Meeren im Flach- und im Tiefwasser vorzufinden sind.

Einige ernähren sich ebenso wie die Stein- und viele Weichkorallen über Photosynthese. Viele Arten, wie z.B. die dunklen blauen oder violetten sind jedoch nicht für ein Riffaquarium geeignet, da sie nicht von Licht leben, sondern gefüttert werden müssen. Selten findet man ein Exemplar aus einer Nachzucht in dieser Farbe die ohne große Zufütterung von Staubfutter oder Plankton auskommt. Allerdings gibt es zahlreiche Gorgonien, welche sich ausgesprochen gut für die Haltung eignen. Darunter sind alle Arten, welche sich über Zooxanthellen ernähren, die Licht in Glycerin, Zuckerverbindungen und Aminosäuren umwandeln.

Die Polypen der Hornkorallen sind einander gleichwertig und durch Ausläufer (Stololen) miteinander verbunden. Der distale Teil der Koralle verfügt über sehr dünne Wände und kann sich in den Polypenkelch zurückziehen. Häufig können sich aber auch die Kelche selbst in unterschiedlichem Grad zurück ziehen, was als Scheinkelch bezeichnet wird.

Anemonen
Von den ungefähr 1000 Anemonenarten sind lediglich 10 Arten als Wirtstiere anerkannt:

Cryptodendrum adhaesivum (Noppenrand- oder Pizzaanemone), Entacmaea quadricolor (Blasenanemone, Kupferanemone), Heteractis aurora (Glasperlen- oder Sandanemone), Heteractis crispa (Lederanemone), Heteractis magnifica (Prachtanemone), Heteractis malu (Hawaianemone), Macrodactyla doreensis (Korkenzieheranemone), Stichodactyla gigantea (Riesenanemone), Stichodactyla haddoni (Teppichanemone), Stichodactyla mertensii (Mertens’ Riesenanemone)

Zu den im Meer einheimischen Gattungen gehören die Seeanemonen, von welchen besonders die Kupferanemonen bekannt sind, die Scheibenanemonen und die Krustenanemonen. Diese Aneomonenarten gehören wie alle Korallen der Klasse der Blumentiere an.

Diese Korallen leben in Symbiose mit einer speziellen Gattung von barschartigen Meerwasserfischen, wobei es 30 verschiedene Arten dieser Anemonenfische gibt. Für eine erfolgreiche Haltung von Anemonen sollte das Aquarium bereits stabilisiert sein, da diese empfindlich auf Schwankungen der Wasserwerte reagieren können. Jedoch benötigen sie nicht nur konstante Werte, sondern zudem ausreichend Licht, da ihnen dieses als Nahrung dient. Außerdem können sie sich von Futterresten der Zierfische ernähren und verfügen über ein Nesselgift. Anemonen brauchen also einen Standort mit genügend Platz, um umliegende Korallen nicht zu vernesseln und eine angemessener Helligkeit. Sollte ihnen ihr Standort nicht gefallen, sind einige Anemonen dazu in der Lage ihre Fußscheibe von dem Untergrund zu lösen und umher zu wandern, wobei sie sich einen neuen Standort aussuchen und anderen Korallen schaden können. Auch ist es möglich, dass sie sich unter solchen Umständen vermehren, indem sie sich teilen. Hierdurch versuchen sie bei schlechteren Bedingungen ihre Überlebenschancen zu erhöhen.

Vor dem Einsetzen in das Aquarium sollte die Anemone an die vorherrschenden Wasserparameter gewöhnt werden, wozu sich die Tröpfchentechnik empfiehlt, bei welcher über einen Zeitraum von mindestens einer halben Stunde nach und nach das Beckenwasser zu dem im Beutel vorhandenen Wasser hinzu gegeben wird. Eventuell sollte außerdem die Strömung für einen gewissen Zeitraum herunter geregelt oder ausgestellt werden, damit sich die Anemone an einem Standort befestigen kann und nicht im Aquarium umhertreibt. Schließlich sollte auch die Auswahl der Anemonenfische an die Größe der Anemone angepasst sein, damit sie nicht durch die Fische zerstört wird.

Beim Kauf einer Anemone ist zu beachten, dass die Mundscheibe geschlossen und der Fuß nicht verletzt sein sollte. Eine gesunde Anemone hat sich an einem festen Standort angesiedelt und sollte aufgepumpt sein.