• Meerwasser Einfahren

Einfahrphasen-Tipps fürs Meerwasseraquarium

Bei der Neueinrichtung eines Aquariums in der Meerwasseraquaristik ist die Einfahrphase die maßgebliche Basis für ein Ökosystem mit solch empfindlichen Organismen. Hierzu legen wir Ihnen 15 Schritten nahe, wie wir es bei unserem Becken selbst auch gehandhabt haben.

  1. Salzwasser ansetzen – Sobald für das Aquarium ein geeigneter Stellplatz gefunden wurde, ist das Meerwasser anzumischen. Das mit Salz vermengte Osmose-Wasser wird daraufhin mit einem Refraktometer oder einem Aräometer auf seine Dichte überprüft. Hierbei sollte sich der Wert bei einer Wassertemperatur von 25°C zwischen 1,022 und 1,025 befinden. Sofern der Wert unter 1,019 oder über 1,027 liegt ist die Meerwassermischung ungeeignet. Nachdem das Salzwasser in das Becken eingefüllt wurde kann der Heizstab installiert werden.
  2. Steinfundament & Sand – Nun ist eine entscheidende Grundlage für das Meerwasser-Aquarium gegeben und es kann mit den ersten Schritten der Einrichtung begonnen werden. Bevor der Bodengrund, wofür entweder Aragonit, Korallenbruch (0,5-1mm), Korallensand oder Live Sand in Betracht kommen, eingefüllt wird, muss zuerst das tote Gestein, welches später als Fundament für das Riff dient, positioniert werden. Dieses ist vorher gründlich zu reinigen, weil ansonsten schädliche Substanzen in das Meerwasser gelangen können.
  3. Riffaufbau & Riffsäulen- Jetzt ist ein passender Untergrund geschaffen, sodass nun mit dem Aufbau des Riffes begonnen werden kann. Hierfür bieten sich Riffsäulen besonders gut an. Riffsäulen aus Lebendgestein können bereits während der Einlaufphase im Becken angeordnet werden. Allerdings kann eine Riffsäule auch aus totem Gestein konstruiert und noch nachträglich im Becken eingebracht werden, wenn sie daran denken eine passende Stelle im Becken vorzubereiten.
  4. Installation der Aquarientechnik – Folglich wird das Lebendgestein auf den dafür vorhergesehenen Flächen platziert. Außerdem können nun auch die Strömungspumpen, der Abschäumer, sowie die Beleuchtung installiert werden.
  5. Lebendgestein – Oft zerbricht beim Versand auch mal ein Stein. Der Querschnitt des Lebendgesteins sollte dann untersucht werden. Ist der innere Bereich des Steines blau, braun oder ansonsten dunkel angelaufen, könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass der Stein bereits schlecht ist. Ein solcher Stein darf unter keinen Umständen verwendet werden.
  6. Einfahrphase beschleunigen – Eine Anschaffung von Live-Sand ist nicht zwingend notwendig, denn es geht einfacher und besser. Das Leben aus dem Lebendgestein geht zwar auch auf den Bodengrund über, um das ganze aber zu beschleunigen, wird der noch unbelebte Korallensand mit Sand aus dem laufenden Becken eines Freundes oder auch aus dem Schaubecken eines Händlers aus Ihrem Wohnort angeimpft.
  7. Bakterien aus dem Reagenzglas – Optional ist es möglich dem Meerwasser eine gekaufte Bakterien-Mischung beizufügen, welche zu einer beschleunigten Einfahrphase führen kann, indem Sie dabei hilft schädliche Substanzen umzuwandeln. Die im Handel erhältlichen Bakterien sollen über einen längeren Zeitraum haltbar sein, da sie sich sozusagen im „Winterschlaf“ befinden. Solange nicht ausreichend Nahrung zur Verfügung steht, verkapseln sich die Bakterien und sind dadurch auch über einen gewissen Zeitraum lagerfähig.
  8. Algenwachstum beobachten – Daraufhin heißt es abwarten und beobachten ob sich erste Faden- oder Kieselalgen und Braunalgen bilden. Dies kann zwischen zwei und vier Tage, manchmal auch etwas länger dauern.
  9. Einfahrbesatz bestellen – Erst frühestens 3-4 Wochen später sollten die Tiere für einen passenden Einfahrbesatz bestellt oder bei einem nahe gelegenen Händler erworben werden. Hierbei handelt es sich um einen Reinigungstrupp aus Einsiedlerkrebsen und Schnecken, welche besonders für den Bodengrund nützlich sind. Bei einem Nano-Aquarium reichen meist schon drei bis vier Krebse und eine Hand voll Schnecken aus, um das Nanoriff frei von Schadstoffen zu halten, wobei ein größeres Becken eine entsprechend größere „Cleaning-Crew“ für gute Wasserwerte benötigt.
  10. Wasserwerte testen – Bevor allerdings der Putztrupp in das Becken eingesetzt werden kann, ist es schon noch notwendig die Wasserwerte zu überprüfen, um eine artgerechte Haltung sicher zustellen. Generell ist speziell der Nitritwert in der Einfahrphase stark erhöht, weshalb dieser auch regelmäßig überprüft werden sollte. Erst wenn der Test tendenziell geringere Nitrit- und Amoniumgehalte aufweist, dürfen erste Tiere eingesetzt werden.

Nitrit im Meerwassers spielg aufgrund des PH Wertes eine eher unwichtige Rolle. Das Chlorid Ion steht nämlich in Konkurrenz mit dem Nitrit Ion und genau dieses Chlorid-Ion wird von unseren Tieren erst einmal bevorzugt aufgenommen. Das eigentlich größere Problem, das früher immer wieder falsch Interpretiert wurde: Nitrit bildet salpetriger Säure, welches sehr giftig werden kann. Der PH-Wert im Meerwasser unterbindet die Bildung zum Glück, so dass wir uns weniger sorgen machen sollten.

Auf lang Frist gesehen sollte der Wert trotzdem nicht mehr nachweisbar sein. Falls der PH Werts aus irgendeinem Grund abfallen sollte, besteht so auch kein Risiko mehr, dass überhaupt salpetrige Säure entsteht und unsere geliebten Fische angreifen könnte.

Ganz Nebenbei: Wirbellosen können Nitritwerte bis zu 100mg/l vertragen, ohne dass diese Vergiftungserscheinung zeigen. Bei den hohen Ammoniak und Nitrit in der Startphase könnten ansonsten eingeschleppte Lebewesen die Startphase überhaupt nicht überleben. Zum Glück überleben die meisten jedoch mühelos!

Im Optimalfall sollten deine Werte am Ende also fast nicht mehr nachweisbar sein, wobei der Amoniumgehalt nicht mehr als 0,05 mg/l betragen und der Nitrinwert unter 0,02 mg/l liegen sollte.

  1. Algenwachstum weiterhin beobachten – Anschließend wird wieder abgewartet, bis die Algen von den Einsiedlern und Schnecken aufgefressen wurden. Diese vertilgen hauptsächlich frische Algensprosse, sodass hoch gewachsene Fadenalgen von Hand entfernt werden müssen. Auch Glasrosen können sich während dieser Phase zeigen.
  2. Bodengrund analysieren – Schnell siedeln die Lebewesen von qualitativ hochwertigem Lebendgestein auch in den Bodengrund über, welcher schön weiß aussehen sollte. Sind gleichwohl nach mehreren Wochen dunkle Bodenbeläge noch erkennbar, ist die Anschaffung von Nassarius Schnecken ratsam. Denn diese leben im Bodengrund und ernähren sich von Futterresten, die sonst zu gammeln beginnen würden. Zudem durchwühlen die Schnecken den Sand ständig, weshalb es für Algen auch nicht mehr möglich sein wird Fuß zu Fassen.
  3. Einsetzen einer Testkoralle – Hat der Reinigungstrupp gute Arbeit geleistet und die Algen aus dem Aquarium beseitigt kann endlich eine einzelne kleine Koralle eingesetzt werden. Diese dient neben dem Wassertest als Indikator für gute Wasserwerte und ist somit eine Testkoralle. Auf Grund der Tatsache, dass Korallen wesentlich empfindlicher sind als Fische, kann bei einer gesunden Testkoralle davon ausgegangen werden, dass sich auch die übrigen Tiere wohlfühlen werden.
  4. Beobachten der Testkoralle – Vorzugsweise wird als Testkoralle eine Weichkoralle verwendet, denn hier ist an deren Polypen deutlich erkennbar, in welchem Zustand sie sich befindet. Wenn diese nach mindestens einer Woche keine negativen Anzeichen aufweist und ihre Polypen weit ausgestreckt sind, ist die Einfahrphase abgeschlossen und der übrige Besatz kann nachrücken. Auch Fische und anspruchsvolle Korallenarten, wie beispielsweise Steinkorallen oder Anemonen und die mit ihnen in Symbiose lebenden Nemos, sollten erst nach einer erfolgreich überstandenen Einlaufphase eingesetzt werden.
  5. Ausbreitung von Kalkrotalgen – Letztendlich sollte noch die Bildung von Kalkrotalgen überwacht werden, welche sich flächig auf den Steinen ausbreiten und somit das Wachstum von schädlichen Algenarten und Cyanobakterien verhindern. Weiterhin können die betroffenen Stellen, bei vermehrten Schwierigkeiten mit Cyanobakterien, stärker angeströmt werden, was wiederum bewirkt, dass die Bakterien sich nicht mehr festhalten können. Dabei darf auf keinen Fall der Bodengrund mit der Strömungspumpe aufgewirbelt werden. Diese Bakterien siedeln sich vornehmlich auf Flächen an, welche noch nicht von nützlichen Meerwasserbakterien besetzt sind. Demnach ist ein Vorkommen an Kalkrotalgen ein weiteres Merkmal für eine abgeschlossene Einlaufphase, da diese ferner gute und stabile Wasserwerte sowie ausreichend Licht brauchen, um wachsen zu können. Sollten all diese Schritte beachtet werden, eignet sich das Meerwasser-Aquarium danach selbst für die Korallenzucht.
  6. Cyanobakterien durch Strömung loswerden
CyanobakterienartFormGrößeFarbeHabitatFunktion
Calothrix crustaceaFilamentös2-10 µm breit, 2-20 mm langRötlich-braunAquatischStickstofffixierung, Produktion von Exopolysacchariden
Leptolyngbya valderianaFilamentös3-5 µm breit, bis zu 1 cm langRötlich-braunAquatischBildung von Biofilmen, Stickstofffixierung
Phormidium lacunaFilamentös4-6 µm breit, 1-5 cm langRot-braunAquatischStickstofffixierung, Produktion von Exopolysacchariden
Leibleinia epiphyticaFilamentös3-5 µm breit, bis zu 3 cm langRot-braunAquatischPhotosynthese, Stickstofffixierung
Plectonema terebransFilamentös3-5 µm breit, bis zu 2 cm langRötlich-braunAquatischStickstofffixierung, Bildung von Biofilmen
Chroococcus minutusKokken1-2 µm DurchmesserRötlich-braunAquatischPhotosynthese, Produktion von Carotinoiden
Synechococcus sp.Kokken0,5-1,5 µm DurchmesserRötlich-braunAquatischPhotosynthese, Kohlenstofffixierung
Trichodesmium sp.Filamentös5-7 µm breit, bis zu 10 cm langRot-braunMeeresbodenStickstofffixierung
12 filamentbildenden rötlichen Cyanobakterienarten, zusammen mit einigen Eigenschaften und Funktionen

Der Zeitraum einer solchen Einfahrphase kann je nach Qualität des Lebendgesteins und unter äußerst guten Bedingungen bereits innerhalb von 14 Tagen durchlaufen sein. Durchschnittlich beträgt die Dauer hingegen eher vier Wochen.

Schadstoffeprobleme

Chlordioxid kann in der Aquaristik und Aquakultur zur Reduktion von Schadstoffen wie überschüssigem Nitrit, Nitrat und Phosphat eingesetzt werden. Es kann diese Verbindungen oxidieren und dadurch ihre Konzentration im Wasser reduzieren. Dadurch kann es zu einer Verbesserung der Wasserqualität und einer Verringerung des Stresslevels der Lebewesen im Aquarium oder der Aquakultur führen. Allerdings muss die Anwendung von Chlordioxid sorgfältig überwacht werden, da es bei zu hoher Dosierung auch schädlich für die Lebewesen sein kann.