Lebendgestein & totes Riffgestein für Meerwasseraquarien

Wie entsteht Lebendgestein und woher kommt es?

In der Meerwasseraquaristik ist die biologische Filterung durch Lebendgestein speziell während der ersten Einrichtungsschritte von maßgeblicher Bedeutung, denn angesichts der porösen Struktur und der großen Oberfläche stellt das Gestein einen idealen Siedlungsraum für nützliche Organismen dar. Bei dem lebenden Gestein handelt es sich um importiertes Riffgeröll, welches aus tropischem Meerwasser entnommen und in noch feuchtem Zustand über den Lufttransport angeliefert wird. Hauptsächlich setzt es sich aus kalkhaltigen Bestandteilen wie beispielsweise Korallenskeletten, Kalkalgenskeletten, und den Schalen von Muscheln zusammen. Die Korallen bilden über Kalkeinlagerungen feste, poröse Kalkskelette aus. Das Lebende Riffgestein entsteht vornehmlich aus den Skeletten der abgestorbenen Korallen, sodass über einen längeren Zeitraum eine Riffstruktur, welche sich aus Riffgestein zusammen setzt, herausbildet.

Bei dem Lebendgestein handelt es sich demnach um einen sich regenerierenden Rohstoff. Je nach Alter der Steine verändert sich auch deren Struktur und deren Dichte nimmt zu. Außerdem ist es besiedelt von diversen Lebewesen wie verschiedenen Schwämmen, Algen, Bakterien und Kleintieren. Durch die poröse Struktur, welche von der Struktur der Korallenarten, aus welchen sie bestehen, bestimmt wird, können sich diese Lebewesen durch den gesamten Stein ausbreiten.Speziell in der Einlaufphase sind diese dringend notwendig, da die Bakterien Nitrit und Nitrat, sowie Ammonium abbauen. Demnach ist das Lebendgestein erheblich an einer guten Wasserqualität im Aquarium beteiligt. Das im Inneren und auf der Oberfläche der Steine der Nährstoffabbau erfolgt ist äußerst vorteilhaft, da das Nitrat genau dort produziert wird, wo es direkt zu dem elementaren Stickstoff verarbeitet wird.

Woran ist die Qualität von gutem Lebendgestein zu erkennen – Worauf ist beim Kauf zu achten?

Die Qualität von hochwertigen Steinen ist an der porösen Beschaffenheit und an der Ansiedlung von Kalkrotalgen und weiteren Algenarten zu erkennen. Dementsprechend trägt das Gestein durch seine Filterfunktion und die chemische Zusammensetzung seiner Oberfläche erheblich zu der Aquarienpflege bei. Das Berliner System gibt daher eine Menge von 20 bis 30 Prozent an Steinen des Gesamtvolumens im Meerwasseraquarium vor. Andere raten dazu mindestens 5 bis 10 Prozent des Bruttovolumens mit Lebendgestein zu belegen.

Hier gibt es beachtliche Qualitätsunterschiede, da viele Händler das Gestein zunächst wässern und Lebewesen wie Weichkorallen, Schnecken, Krabben, Krebse, SPS-Korallen und Anemonen vom Stein trennen, um diese separat zu verkaufen. Daher sollte das Gestein direkt beim Eintreffen einer frischen Lieferung aus dieser entnommen werden. Bei einem seriösen Händler kann der Lieferzeitpunkt erfragt werden. Solch frisches, sowie hochwertiges Lebendgestein kann selbst Schlangenseesterne und andere Lebewesen beherbergen.

Welche Vorteile bringt Lebendes Gestein in der Aquaristik mit sich?

Nicht nur die bereits erwähnte Filterfunktion der Steine ist für den Meerwasseraquarist von großem Nutzen. Die Oberfläche des Gesteins ist zudem von Algen und Korallen wie Zoanthus bewachsen, was im Gegensatz zu totem Gestein um einiges dekorativer ist. Darüber hinaus haben sich in dem Stein Bewohner wie Würmer und Kleinkrebse einquartiert, welche sowohl für den Bodengrund äußerst praktisch sind, als auch zur Nahrungsergänzung für Fische und andere Tiere dienen.

Schließlich ist es sogar schon vorgekommen, dass aus den Steinen Korallen, welche unter Artenschutz stehen und deren Import strengstens untersagt ist, wuchsen. Somit ist Lebendgestein immer für eine Überraschung gut und es ist neben den nützlichen Bakterien und Algen mit einer Anzahl von diversen Kleinstlebewesen, aber leider auch unerwünschten Plagen wie Glasrosen, Feueranemonen (Manjanos) oder auch Borstenwürmern zu rechnen. Zwar kann auch vorgehältertes Lebengestein erworben werden, welches ebenso eine gute Qualtität aufweist. Jedoch wird durch das Behandlungsverfahren nicht nur auf das Risiko, sondern auch auf die positiven Überraschungen verzichtet.

Was ist wiederbelebtes, totes Gestein – Welche Unterschiede bestehen zum Lebendgestein?

Eine Alternative zu dem Lebendgestein stellt totes Gestein dar, welches wiederbelebt wurde. Dieses besteht häufig aus trockenen, also toten Korallenskeletten, welche für einen gewissen Zeitraum in einer natürlichen Umgebung gelagert wurden. Hierdurch werden die toten Gesteine von Kalkrotalgen bewachsen und der Stein wird belebt. Ohne ausreichende Beleuchtung können die Kalkrotalgen nicht wachsen. Allerdings ist aus solchem Gestein keine besondere Artenvielfalt, im Gegensatz zu Lebendgestein, zu erwarten. Trotzdem sind die Steine nach einem drei bis sechs monatigem Aufenhalt in einem laufenden Aquarium stark bewachsen oder teilweise sogar rekultiviert und der Lebensraum für die Bakterien folglich wieder hergestellt. Diese Steine sind günstiger zu erstehen und auch zweckdienlich.

Hierbei gilt, dass die Qualität der Steine mit einer längeren Verweildauer in einem Aquarium ansteigt. Sogar eine gleiche Qualität von Lebendgestein kann erzielt werden, wenn die Steine für zwei bis drei Jahre im Meer aufbewahrt werden. Es wäre theoretisch möglich ganz auf das Lebendgestein zu verzichten und den Riffaufbau lediglich aus totem Gestein und Riffkeramik zu gestalten. Allerdings ist es auch von dem Lebendgestein abhängig wie viel Zeit für das Gelingen der Einfahrphase eines Seewasser- Aquariums benötigt wird und wie stabil das Aquarium später läuft. Sollte kein lebendes Gestein verwendet werden, müssen dem Salzwasser zusätzlich natürliche Bakterien aus einem Becken oder künstliche Bakterien aus dem Reagenzglas hinzugefügt werden.