Richtwerte, Wasserwerte, Parameter im Meerwasseraquarium

Häufig werden erst dann die Wasserwerte gemessen, sobald eine Störung in dem Aquariensystem erkannt wird. Dabei ist das Messen verschiedener Parameter im Aquarienwasser vor allem hilfreich, um Problemen vorzubeugen und dient der erfolgreichen Wasserpflege. In welchem Bereich die Werte liegen sollten, wozu regelmäßige Messungen nützlich sind und was bei schlechten Werten zu beachten ist wird im Folgenden geklärt.

Auflistung der wichtigsten Wasserwerte in der Meerwasseraquaristik:

  • Salzgehalt in der Dichte: 1,022 – 1.024
  • Karbonathärte: 6,5 – 10 kH
  • Nitrit: 0 mg/L
  • Nitrat: 5 – 10 mg/L
  • Phosphat: 0,01 – 0,03 mg/L
  • Calcium: 420-440 mg/L
  • Magnesium: 1250 – 1350 mg/L
  • Silizium: 0 mg/L


Regelmäßig Wasserwerte prüfen?

Auch wenn sich das Riffaquarium augenscheinlich gut entwickelt und die Korallen ein gesundes Wachstum zeigen, sollte eine zyklische Überprüfung des Meerwassers stattfinden. Profis kennen natürlich auch ihre zimperlichsten Korallen, meist SPS, die anfangen bei schlechten Wasserwerten ihre Farbintensität verlieren, was dann immer ein guter Hinweis für eine erneute Messung ist.

Denn Korallen können auf zweierlei Art auf eine nachlassende Qualität der Werte reagieren. Entweder der Verfall geschieht unmittelbar oder es ist ein schleichender Prozess. Ist bei den Korallen eine schnell eintretende Degeneration zu beobachten, so liegt dies in einer plötzlichen Änderung einer oder mehrerer Parameter im Wasser begründet, wie etwa in einem drastischen Anstieg der Wassertemperatur oder einer zu geringen Salzdichte. Besonders in den Sommermonaten und je nach Art der Beleuchtung kann es hier schnell zu erhöhten Temperaturen kommen. Den Salzgehalt findet man am einfachsten mit einem Refraktometer, zur Not aber auch mit einem Aräometer heraus. Da durch höhere Temperaturen im Sommer mehr Wasser verdunstet, das Salz jedoch nicht, ist hier besonders beim Wasserwechsel auf die entsprechende Dosierung zu achten, um hier einen guten Endwert zu erreichen.

Bei einem langsamen Verlauf werden die Schäden meist erst nach Monaten ersichtlich und eine Begrenzung dieser ist dann wesentlich aufwendiger. Werden die Werte jedoch regelmäßig überprüft, kann eine frühe Reaktion auf Veränderungen der Parameter schlimmere Schäden verhindern. Da sich der Allgemeinzustand der Korallen meist nur sehr langsam verschlechtert, sich hingegen allerdings über einen noch wesentlich längeren Zeitraum wieder stabilisiert, sind bei einem zu späten Einschreiten oft Verluste zu verzeichnen.

Wenn die Werte außerhalb des Idealbereiches liegen:
Bei einem schleichenden Nachlassen der Wasserqualität gelingt es den meisten Korallen zunächst sich an die langsam ändernden Umgebungsbedingungen anzupassen, wobei die Toleranzgrenze artenspezifisch abhängig ist. Selbst überhöhte Nitrat- und Phosphatwerte sind bei einer allmählichen Umgewöhnung möglich.

Ein Nachlassen der Qualität des Aquariummilieus macht sich in einem Korallenriffaquarium ohne das Messen der Werte daher erst sehr spät bemerkbar. Erst wenn die sich allmählich angepasste Toleranzgrenze überschritten wird sind dann Verfallserscheinungen zu erkennen. Handlungsbedarf besteht zuletzt, wenn die Korallen ihre Polypen geschlossen halten. Steinkorallen wiederum verlieren ihr lebendes Polypengewebe und verblassen, während Lederkorallen sich in sich zusammenziehen und eventuell schleimartige Sekrete absondern. Diese Erscheinungen von Kümmerwuchs hätten durch eine regelmäßige Überprüfung der Wasserwerte verhindert werden können und sind nur schwer einzugrenzen.

Um den Auslöser herauszufinden ist die Kontrolle der chemischen und physikalischen Wasserparameter unumgänglich. So wird schnell Aufschluss geliefert, welche Parameter es nun im Meerwasser zu ändern gilt. Hier ist das Schadensausmaß dann jedoch so beträchtlich, dass die Koralle Monate benötigen wird, um aus den Überresten des Gewebes einen neuen Korallenstock zu entwickeln.

Zwar wäre es möglich die Wasserwerte sehr schnell wieder auf das übliche Niveau zurückzuführen, jedoch ist dies in solchen Fällen nicht ratsam. Denn ein zu rascher Umschwung der Werte würde nun viele Korallen überfordern und sie weiterem Stress aussetzen, da diese sich zuvor langsam an die veränderten Werte gewöhnt haben. Aus diesem Grund ist es ratsam eine ebenso langsame Entwicklung zurück zu einem guten Verhältnis vorzunehmen, um die Korallen keiner zusätzlichen Belastung auszusetzen. Dies gilt nicht für Situationen in welchen ein schnelles Eingreifen erforderlich ist wie eine zu hohe Wassertemperatur.

Nur mit jeder Menge Geduld wird es dann gelingen, dass die geschädigten Korallen sich wieder zu einer kräftigen Farbpigmentierung und einem gesunden Polypenbild entwickeln. Besonders empfindlichere Korallen sind dann nur noch schwer zu retten, was zu einer vorbeugenden Überprüfung der Werte mahnt.

Je nach Aquarientyp können die Wasserwerte sehr unterschiedlich ausfallen. Während Aquarien mit Steinkorallen nur eine geringe Nitratkonzentration vertragen, ebenso wie Aufzuchtbecken für Fischlarven, verkraften reine Fischbecken oder Aquarien mit Lederkorallen eine höhere Nitratkonzentration. In jedem Fall ist eine Messung der verschiedenen Parameter die zuverlässigste und damit beste Methode zur Qualitätskontrolle des Aquarienwassers.

Auf diese Weise können rechtzeitige Maßnahmen ergriffen werden, wenn Werte von dem vorgesehenen Bereich abweichen sollten.

Grundsätzlich sind hierfür die verschiedenen Testkits, welche von zahlreichen Händlern angeboten werden, geeignet. Diese sind einfach in der Anwendung und für die Verwendung in der Aquaristik ist die Messgenauigkeit ausreichend. Entscheidend ist dann vor allem die Regelmäßigkeit der Messungen, da die Parameter in einem Aquarium selten langfristig konstant sind. Bereits kleine Veränderung wie das Entfernen einer größeren Koralle oder das Zusetzen von Fischen hat Auswirkungen auf die Werte. Nur über mehrere Messungen hinweg wird hier ein Verlauf ersichtlich, welcher auf eine Entwicklung verweist.

Welche Werte müssen gemessen werden?

Regelmäßig zu überprüfen gilt es in erster Linie die Wassertemperatur, die Dichte, die Karbonathärte und die Konzentration von, Nitrit, Nitrat und schließlich Phosphat. Weitere Werte die eine Rolle spielen sind Silizium, Magnesium und Calcium.

In welchem Bereich müssen die Werte liegen?
Temperatur: 24-27° C
Salzgehalt in der Dichte: 1,022 – 1.024
Karbonathärte: 6,5 – 10 kH
Nitrit: 0 mg/L
Nitrat: 5 – 10 mg/L
Phosphat: 0,01 – 0,03 mg/L
Calcium: 420-440 mg/L
Magnesium: 1250 – 1350 mg/L
Silizium: 0 mg/L


Weitere Werte die nicht so häufig gemessen werden, aber auch hin und wieder überprüft werden sollten:

pH-Wert: 7,8 – 8,4
Jod: 0,1 mg/L
Strontium: 8 mg/L
In welchem Intervall sollten die verschiedenen Parameter gemessen werden?
Ein häufiger Blick auf das Thermometer kostet kaum Zeit und kann viel Schaden verhindern. Denn besonders zu hohe Temperaturen können in kürzester Zeit enorme Auswirkungen auf die Korallen haben. Zumindest bei jedem Wasserwechsel sollte dann auch die Dichte gemessen werden. Es genügt bei einem stabilen Aquarium, an welchem keine Eingriffe vorgenommen werden, alle zwei Wochen den pH-Wert die Karbonathärte und die Kalziumkonzentration zu bestimmen. Letztlich sollten alle vier Wochen auch die Nitrat- und Phosphatwerte gemessen werden.

Während der Einfahrphase eines Aquariums sollten alle Werte wenigstens wöchentlich überprüft werden, was besonders für Nitrit gilt, bevor Tiere und Korallen eingesetzt werden. Zudem sollten auch Becken mit einem hohen Fischbesatz wöchentlich auf Nitrit untersucht werden, da so ein schneller Anstieg des außerordentlich gefährlichen Atemgiftes vermieden werden kann. Außerdem sollten die Messintervalle bei Veränderungen im Aquarium zwischenzeitlich verkürzt werden, beispielsweise kann sich das Zusetzen neuer Fische auf die Nitritwerte oder die Auffüllung des Kalkreaktors auf die Phosphatwerte auswirken.

Demnach wird von dem Aquariensystem und den vorgenommenen Eingriffen vorgegeben, welche Werte innerhalb welches Zeitraumes gemessen werden müssen, um nachteiligen Tendenzen entgegenwirken zu können. Sollten die Werte bei einer Messung unterhalb oder oberhalb des normalen Bereiches liegen, so empfiehlt es sich zunächst eine weitere Messung durchzuführen, um Messungenauigkeiten oder Fehler bei der Durchführung auszuschließen. Bei regelmäßigen Messungen wird so ein Verlauf sichtbar und bei einer negativen Entwicklung kann frühzeitig eingegriffen werden, etwa durch eine Verbesserung der Abschäumung. Hierbei ist es nicht ausschlaggebend besonders genaue Messungen vorzunehmen, da es nicht auf einzelne Milligramm ankommt, sondern eine langfristig negative Entwicklung vermieden werden soll. Beispielsweise ist es nicht relevant ob der Nitratwert zwischen 5 oder 8 mg liegt, wenn er nicht über eine gewisse Dauer hinweg zunehmend ansteigt.

Zwar werden die substanziellen Parameter der Aquaristik von den diversen Wassertests erfasst, allerdings nicht Spurenelemente wie Kalium, Jod, Brom oder Fluor. Im Speziellen die Korallen benötigen diese Substanzen, welche für deren Farbpigmentierung verantwortlich sind und deren Wachstum fördert. Daher sollte die Verpflegung der Korallen durch die Anreicherung mit einer Lösung aus Spurenelementen sichergestellt werden. Auf visuellem Wege werden dann der Korallenwuchs und die Entwicklung der Farbintensität beobachtet. Wenn diese nach und nach ausbleichen, sollte eine Dosierung nach den Angaben des Herstellers vorgenommen werden, bis sich die Farbgebung sichtbar verbessert. Hervorzuheben ist ein gewissenhafter und sparsamer Gebrauch bei der Zugabe dieser Substanzen. An dieser Stelle ist weniger häufig mehr. Eine genaue Bestimmung der Konzentration der Spurenelemente ist hauptsächlich durch eine Wasseranalyse in einem Labor der Meerwasseranalytik möglich. Dies ist einmal im Jahr ein gutes Mittel, um alle Werte genau messen zu lassen und die Daten mit den eigenen abzugleichen.